Förderung

Mittelhochdeusch? LernBar!

Die Studienordnung des Fachs Germanistik lässt den Studierenden die Wahl, nach den Basismodulen weiterhin im Schwerpunkt ‚Ältere deutsche Literatur‘ zu studieren und sogar einen entsprechenden Akzent im Master- und Lehramtsstudium zu setzen oder sich für einen alternativen Schwerpunkt zu entscheiden. Im Basismodul müssen wir daher in der Lehre sowohl möglichst gute Arbeitsgrundlagen für diejenigen schaffen, die das Fach weiter studieren wollen, als auch einen facettenreichen Überblick anbieten, damit ein Bewusstsein für die historische Dimension der deutschen Literatur und Sprache auch für solche Studierenden gesichert ist, die sich anders entscheiden. Das Basismodul ÄdL muss dabei in drei Richtungen zielen: Es muss 1. Einen literatur-, kultur-, medien- und kommunikationsgeschichtlichen Überblick über die Gegenstände des Fachs geben, 2. die sprachlichen Verstehensvoraussetzungen der älteren Literatur, bes. des Mittelhochdeutschen (Mhd.) vermitteln, 3. im aktiven Umgang mit einem vormodernen Text Arbeitsweisen, Frageformen und Methoden vorstellen. Darüber hinaus muss zumindest in die grundlegenden Elemente einer fachspezifischen Propädeutik eingeführt werden. In den allermeisten Fällen wendet sich das Modul dabei an Studierende, die im Rahmen ihrer schulischen Ausbildung gar keinen oder nur minimalen Kontakt zur ÄdL hatten. Die doppelte Last, Mittelhochdeutsch zu lehren und die erste Lektüre eines vormodernen Textes anzuleiten, entfiel auf ein Seminar, das von einem Tutorium unterstützt wurde. Dieser Zustand ist unhaltbar, weil so weder das Verstehen der älteren Sprache, noch der Umgang mit älterer Literatur hinreichend eingeübt und der Erwerb der für ein weiteres Studium wesentlichen Kompetenzen gesichert werden kann. Zahlreiche Wiederholungsklausuren, die Verlängerung von Studienzeiten (z.T. sogar noch im Master) und nicht zuletzt eine unbefriedigende Arbeitssituation in den nachfolgenden Seminaren der Qualifikationsphase waren und sind die Konsequenz.

Um die beschriebene Situation zu verbessern, haben wir im Rahmen der Reakkreditierung der Studienordnung das Basismodul verändert und ein Lektüreseminar integriert, dafür aber auf das bisher nur für BA verpflichtende, mit 3 CP kreditierte (aber nicht stabil finanzierte!) Tutorium verzichtet. Durch Trennung der Vermittlung der Sprach- und literaturwissenschaftlichen Kompetenzen auf zwei Seminare können mehrere Ziele erreicht werden:
1) Entlastung der Studierenden durch weniger Stoff in den einzelnen Veranstaltungen.
2) Gleiche Übungsbedingungen für alle Studierende schaffen: Die neue Studienordnung sieht es vor, sprachliche Kompetenzen (Grammatik und Übersetzen) in den Seminaren und nicht wie bisher in Tutorien zu üben. Damit werden alle Studierenden erreicht und nicht wie vorher nur einzelne Gruppen.
3) Bessere, weil individuellere Betreuung: Das neue didaktische Konzept sieht es vor, für bestimmte Übungseinheiten Tutoren im Seminar nach dem Prinzip des Co-Teaching einzusetzen. Damit reagieren wir auf die Heterogenität der Lernvoraussetzungen, die nicht zuletzt auch aus völlig unterschiedlichen Gegebenheiten des Erst- und Zweitsprachenerwerbs resultieren, wie auf das unterschiedliche Lerntempo der Lerngruppen (s. 2.d).
Hier setzt das Projekt ein, das ein fester Bestandteil dieses Konzeptes ist und zwei Aspekte vereint, die sich gegenseitig ergänzen. Die Plattform leistet a) Wissensvermittlung in der Vorbereitungsphase nach dem Prinzip des Inverted Classroom und bietet b) Übungsmöglichkeiten und Tests an, die als Nachbereitung der Präsenzphase durchgeführt werden können.